klettersteige

Zwei Männer am Klettersteig.
Kletterer am Seil. (© WaldWeitWeb / pixabay.com)

Ein Klettersteig – was ist das überhaupt?

Ein Klettersteig ist ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und Stahlseilen gesicherter Kletterweg am Fels. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Kletter-Steige, die immer schwierigere Routen für Nichtkletterer begehbar machten. Das Absolvieren von Klettersteigen hat sich zu einer eigenen alpinen Disziplin entwickelt und freut sich wachsender Beliebtheit.

Das in einen Klettersteig eingebrachte Eisen (Griffe und Tritte) dient einerseits der Fortbewegung, andererseits der Selbstsicherung mit einem sogenannten Klettersteigset. In schwierigen Klettersteigen kann die Selbstsicherung zusätzlich auch durch einen Seilschaftsverband ergänzt werden. 

Die Urheimat der Klettersteige ist das Südtirol und Trentino in Italien, wo im ersten Weltkrieg an der Front zwischen Österreich und Italien viele (zum Teil heute noch bestehende) Steige als Zugangswege für Patrouillen und Nachschub gebaut wurden.

Die italienische Bezeichnung für Klettersteig ist via ferrata (Mehrzahl: vie ferrate), was wörtlich Eisenweg oder mit Eisen befestigter Weg bedeutet. Diese Bezeichnung wird – aus Mangel an besseren Wörtern – auch in diversen andern Sprachen verwendet: Englisch, Französisch, ja sogar Russisch (виа феррата). 

Im Alpenraum gibt es rund 2000 Klettersteige, davon entfallen gut 700 auf Österreich, je etwa 300 auf Deutschland und auf die Schweiz. Durch die steigende Popularität werden jedes Jahr neue Klettersteige eingerichtet. Im Winter werden viele davon gesperrt bzw. die Seile abmontiert.

Ausrüstung

Nebst angemessener Kleidung, bergtauglichen Schuhen und Rucksack braucht es (mindestens) diese Ausrüstungsgegenstände:

  • Klettergurt (Alpin- oder Sportklettergurt – damit du gesichert bist)
  • Klettersteigset (zwei einfache zu bedienende, aber sichere Karabiner, die du am Kletterseil einhängst)
  • Helm (gegen Material, das von oben herabfällt bzw. als Schutz bei Sturz)
  • Handschuhe (damit du einen festen Griff für die Stahlseile hast – und gegen Schwielen und Hautverletzungen)

Materialempfehlungen findest du hier.

Fürenwand-Klettersteig
Aussicht vom Fürenwand-Klettersteig bei Engelberg OW, Schweiz. (© ernie ernst)

Klassifizierung

Die Schwierigkeit der Klettersteige wird meistens entweder mit der Schall-Skala (A, B, C …) oder der Hüsler-Skala, (K1, K2, K3, …), auch Klettersteigskala genannt, bewertet. Viele Steige haben auch Zwischenbewertungen, z.B. K3-4, das heißt in diesem Fall, dass es grundsätzlich ein K3er ist, aber ein paar Stellen dem Niveau eines K4ers entsprechen.

BewertungSchwierigkeitGeländeSicherungVoraussetzungenAusrüstung
K1

A
einfachflach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglichDrahtseile, Ketten, Eisenklammern (Klampfen) und vereinzelt kurze Leitern; Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglichTrittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, Bürokondition (hängt allerdings von der Länge der Tour ab)Klettersteigausrüstung empfohlen. Geübte Geher werden hier auch ohne Selbstsicherungen anzutreffen sein.
K2

B
einfach bis mäßig schwierig, teilweise etwas anstrengender bzw. kräfteraubendsteileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnenDrahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere Leitern (u. U. auch senkrecht); Begehung ohne Sicherungseinrichtungen möglich, aber Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad (UIAA) sind zu erwartenwie bei K1/A, allerdings bessere Kondition und etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen deutlich von VorteilKlettersteigausrüstung empfohlen; Begehung auch im Seilschaftsverband möglich
K3

C
größtenteils schwierig, anstrengend und kräfteraubendsteiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte PassagenDrahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, oft längere und sogar überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen; in senkrechten Abschnitten manchmal auch nur ein Drahtseil; Begehung ohne Benutzung der fixen Sicherungseinrichtungen möglich, Schwierigkeiten liegen aber oft schon im 4. Schwierigkeitsgrad gute Kondition, da längere Anstiege in diesem Schwierigkeitsgrad bereits zu den großen Klettersteig-Unternehmungen zählenKlettersteigausrüstung wie B ist dringend zu empfehlen, Ungeübte bzw. Kinder sind eventuell an ein Sicherungsseil zu nehmen
K4

D
sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr kräfteraubendsenkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetztDrahtseil, Eisenklammern und Trittstifte (liegen vielfach weit auseinander); an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseilwie bei K3/C, allerdings guter körperlicher Zustand, genug Kraft in Armen und Händen, da längere senkrechte bis überhängende Stellen auftreten können; auch kleinere Kletterstellen (bis zum 2. Schwierigkeitsgrad) ohne Sicherungseinrichtungen sind möglichKlettersteigausrüstung obligatorisch, selbst erfahrene Klettersteiggeher sind im Seilschaftsverband anzutreffen; für Anfänger und Kinder nicht empfehlenswert
K5

E
extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst kräfteraubendsenkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungsklettereiwie K4/D, allerdings öfter mit Klettern kombiniertviel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit, über längere Strecken kann die Hauptlast auf den Armen liegenKlettersteigausrüstung obligatorisch, Seilschaftsverband gerade bei Touren mit Stellen ohne Sicherungseinrichtungen überlegenswert; für Anfänger und Kinder nicht zu empfehlen
K6

F
mehr als extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst kräfteraubend und gute Klettertechnik unabdingbar istprimär überhängend; ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungsklettereiwie K5/E, kombiniert mit Klettereiwie K5/E, jedoch gutes Kletterkönnen VoraussetzungKlettersteigausrüstung obligatorisch, Toprope-Sicherung empfehlenswert; nicht empfehlenswert für Personen, die den Schwierigkeitsgrad E nicht einfach beherrschen.
K7

G
höchste Schwierigkeit bei den Klettersteigenoft vertikal, auf langen Passagen überhängendwie K6/F, mit größeren Anforderungen an die Athletikwie K6/F, jedoch sehr gutes Sportkletterkönnen VoraussetzungKlettersteigausrüstung obligatorisch, Toprope-Sicherung empfehlenswert; nicht empfehlenswert für Personen, die den Schwierigkeitsgrad E nicht sehr sicher beherrschen

Klettersteig mit Eisentritten / Alpspitze.
Klettersteigabschnitt mit Eisenbügeltritten / Alpspitze (© Simon / pixabay.com)

Gefahren

Aufgrund der meist aus Eisen hergestellten Sicherungselemente sind Klettersteige bei Gewittern besonders gefährlich. Metallene Drahtseile können Blitzströme ableiten, was die im Gebirge ohnehin schon gesteigerte Blitzschlaggefahr zusätzlich erhöht. 

Bei Wetterstürzen können des Weiteren die Drahtseile vereisen und nicht mehr den nötigen Griff bieten. Unter Schnee können sie nicht mehr benutzt werden.

Auch das Risiko des Steinschlags ist in Klettersteigen zu beachten. Da Klettersteige meist von mehr Menschen begangen werden als alpine Kletterrouten in vergleichbarem Gelände, ist die Gefahr des Abtretens von Steinen hier besonders hoch. Daher sind Helme unabdingbar.

Häufig werden auch die Gefahren durch Absturz in Klettersteigen unterschätzt. Selbst bei richtiger Anwendung des Klettersteigsets können Stürze verhältnismäßig weit sein, nämlich bis zur nächsten Verankerung des Drahtseils (mehrere Meter). Das starre Drahtseil und seine Verankerungen bremsen den Körper äußerst abrupt ab. Bei einem solchen Sturz können höhere Fangstoßkräfte entstehen als bei Stürzen beim Klettern, da diese von einem elastischen Kletterseil gehalten werden. 

Neben einem deutlichen Verletzungsrisiko können, wenn die vorgeschriebene Klettersteigbremse nicht oder falsch verwendet wird, bei einem Sturz am Drahtseil schwere und auch tödliche Verletzungen auftreten. Ohne ein dynamisches Bremssystem können Drahtseilbrüche, Karabinerbrüche und Seilrisse auftreten. Da der Sturz entlang des von allen Kletterern gemeinsam benutzten Drahtseiles erfolgt, können auch Nachfolgende in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders bei ungeübten Kletterern wird daher häufig zusätzliches konventionelles Sichern empfohlen.

Eine der Hauptursachen der Klettersteigunfälle ist nicht die falsche Ausrüstung, sondern vielmehr der Faktor Mensch zu suchen, denn: «Selbst das beste und technisch ausgeklügeltste Klettersteigset ist vollkommen nutzlos, wenn man damit nicht umgehen kann.»

Links zu Klettersteig-Sites

Dies sind meine empfohlenen Links zu Websites, die Klettersteige listen:

klettersteig.de Sehr umfangreich.

via-ferrata.de

schätti.com/de/Klettersteig/Klettersteige Klettersteige in der Schweiz, nach Schwierigkeit geordnet.

visinand.ch/via/SALEWA_Klettersteig.pdf

Bücher

Die besten Bücher zum Thema:

Klettersteigführer Deutschland: Alle lohnenden Klettersteige in Deutschland und in Grenznähe der Nachbarländer, mit Touren-App-Zugang.

Klettersteigführer Österreich: Alle lohnenden Klettersteige zwischen Bodensee und Wienerwald, mit Steigen in Bayern und Slowenien, mit Touren-App-Zugang.

Klettersteigführer Schweiz: Alle lohnenden Klettersteige in der Schweiz und in Grenznähe der Nachbarländer – mit Topos und Touren-App-Zugang.

Klettersteigführer Alpen: Leichte Klettersteige in den Alpen. Mehr als 230 Klettersteige in Bayern, Tirol, Vorarlberg, Südtirol, Trentino und der Schweiz mit detaillierten Kartenskizzen.

Die Klettersteige der Schweiz: Der Klettersteigführer der Schweiz – auch für Anfänger.